Syteme u. Bunker
Operative- und Führungssysteme und
Bunkeranlagen
Bunker Kossa - der andere Bunker !
Strausberg, Stadt a. See
Hervorgehoben und betont wird die Rolle Kossa als Armeeführungsstelle im Kriegsfall. Für welche Armee eigentlich ? Sie gab es hier nicht. Der
Raum der operativen Zweckbestimmung der 3.Armee (aus dem Bestand des Militärbezirkes III Leipzig) lag weit im Süden der DDR. Eine andere
Armee gab es nicht, weder eine der NVA noch der WGT (Westgruppe der Streitkräfte der UdSSR). Wer also sollte von hier geführt werden ?.
Kossa, eine Führungsstelle ohne Armee !, ja das war sie. Keiner aus der Besuchergruppe stellt eine Frage, ich zwinge mich zu Zurückhaltung.
Die NVA war eine Koalitionsarmee, doch nicht alle Kontingente waren der Befehlsgewalt der Vereinten Streitkräfte unterstellt. Das hier zu er-
klären, bedeutet eine Abwertung der Anlage. Also, kein Wort dazu. Differenzierungen zwischen Bündnis- und nationalen Aufgaben sind unan-
gebracht. Dabei ist die Rolle von Kossa aus der militärgeschichtlichen Literatur bekannt. Man sollte sie nur lesen ! Interessant bleibt die Füh-
rungsstelle allemal. Sie hatte rein nationale Aufgaben zu erfüllen. Ihr Status, Führungsstelle des Territorialen Militärbezirkes III Leipzig. Ihre
Hauptaufgabe, Aufstellung, Ausbildung und Vorbereitung sowie Führung von drei Ersatz- und Ausbildungsbrigaden (EABr). Mit anderen Wor-
ten, Schaffung von Nachschub für die NVA. Das konnte die Koalitionspartner kaum interessieren.
Das Personal für die Führungsstelle rekrutierte sich aus dem Bestand des Kommando des Militärbezirkes III Leipzig, dessen Auflösung für
den Kriegsfall vorgesehen war. Die Hauptkräfte des Kommandos bildeten die Führung der 3.Armee, die im Bestand der 1.Front in der
Westrichtung ihren Raum operativer Zweckbestimmung hätte einnehmen müssen. Unverständlich warum das den Besuchern nicht ver-
mittelt wird. Unbekannt kann das nicht sein, oder wäre das der Anziehungskraft des Museums abträglich ?.
Mit den Hauptaufgaben als Führungsstelle eines Territorialen Militärbezirkes werden die Unterschiede zu einer Armee-
führungsstelle der Feldführung (siehe z.B. für die 3.Armee in Mosel bei Zwickau), klar und verständlich. Sie bleiben nicht
ohne Auswirkungen auf die techni-sche Ausstattung. Während die Aufmerksamkeit der Besucher auf die Ausführungen
des Museumsführers gerichtet sind, denke ich an die Organisation der Nachrichtenverbindungen einer Armee, die ein
ganzes System von Nachrichten-, Hilfs- und Stütznachrichtenzentralen umfassen, die in der Summe zu bildenden Nach-
richtenkanäle aller Übertragungsarten. Sie ins Verhältnis gesetzt zu den hier vorhandenen technischen Einrichtungen, da
passt und stimmt Vieles nicht zu den Ausführungen. Die kleine Fernsprechvermittlung für maximal 70 Teilnehmer, der
Bereich Spezialnachrichtentechnik, Funkempfangsraum, die Übertragungstechnik usw.. In vielen Räumen stehen
Endgeräte für Regierungs- WTsch- Verbindungen, den erforderlichen Betriebsraum zur Installation der
Geheimhaltungstechnik und einer Vermittlung (in Verantwortung MfS) gibt es nicht. Ähnlich verhält es sich mit den zur
Verfügung stehenden Arbeitsplätzen für alle Dienste einer Armeeführung.
Angesichts der Ausführungen zum strategischen Troposphären- Nachrichtensystem „BARS“ des Warschauer Vertra-
ges könnte man schlussfolgern, das System ist hier in Kos-sa geplant, entwickelt und geführt worden. Dem ist nicht so,
bis zur Wende 1990 hatte hier nicht einmal jemand Kenntnis von dem System. Weder gab es einen Bezug dazu, noch
hätte man von hier mit einer Troposphärenfunkstation durch große Atompilze hindurch Nachrichten versenden können, wie
in dem oben angeführten Beitrag im “Spiegel” zu lesen steht.
Und direkte abgeschirmte Nachrichtenverbindungen nach Moskau, Warschau und Ost-Berlin gab es von hier auch nicht.
Das ausgeklügelte Videosystem zur Übertragung von Schlachtplänen direkt an die Front oder die erwähnte “mechanisch-
automatische Truppenführung” will ich nicht kommentieren, weil einfach unsinnig.
Die Webseite des Museums ohne Exkurs in die Geschichte, ein Satz aber im Blickfang, Zitat:
„In der letzten Phase des Kalten Krieges war diese Bunkeranlage der geheime Schatz
des Warschauer Pakts“. Zitat Ende.
Eine tolle, interessante, ins Auge fallende, wie auch magnetisch wirkende Schlagzeile. Was
steckt dahinter ?. Die Neugier ist groß, die Schlagzeile verspricht Spannung. Eine Antwort wäh-
rend des Durchganges durch die Anlage ?, Fehlanzeige, das Geheimnis besteht fort !. Den Mu-
seumsführer will ich mit einer Frage nicht in Not bringen. Ein Beitrag mit dem Titel „Gehirn
in der Heide“ im „Spiegel-Online“- Heft 14/ 2010 glaubt das Geheimnis zu lüften.
Doch weit gefehlt, Historiker streiten über Sachverhalte, die lange entschieden sind. Warum
wohl ?. Man wollte mal wieder auf sich aufmerksam machen, ein Thema “hoch” kochen. Die
Antworten des Beitrages ziehen als roter Faden durch die Ausführungen des Museumsführers.
Eindrücke, Beobachtungen und Gedanken,aufgeschrieben nach einem Besuch im Militär-Museum Kossa (Oktober 2010)
Die Anlage wurde von einer Wartungseinheit in Bereitschaft gehalten, ein Minimum an drahtgebundenen Nachrichtenverbindungen stand zur täglichen Kommunikation bereit. Erst
mit Überführung in eine höhere Stufe der Gefechtsbereitschaft, eingeschlossen die Mobilmachung, wären die geplanten und vorgesehenen mobilen Nachrichtenkräfte und Mittel
der Anlage zugeführt worden.
Ich fühle mich in einem anderen, fremden Bunker. Mit meinem Eintrittsgeld unterstütze ich zwar das Museum, am Ende des Rundganges bin ich enttäuscht. Individuell lasse ich
das den Museumsführer wissen. Er hat die Führung methodisch gut und interessant erzählend, durchgeführt. Mit Rücksicht auf seine Autorität stellte ich keine Fragen. Die Be-
sucher mögen das anders beurteilen, fühlen sich gut informiert, verlassen die Anlage mit richtigen und falschen Aussagen. Ein Interesse an der Aufklärung der Bunkeranlage als
„geheimer Schatz des Warschauer Pakts” durch die Besucher war nictt zu erkennen. Vielmehr interessierten die ingenieurtechnischen Ausbauten und technischen Einrichtungen.
Mich wird die Art und Weise, wie hier Militärgeschichte der DDR vermittelt wurde, noch lange beschäftigen. Die Frage nach den Motiven erübrigt sich. Ich fühle mich herausge-
fordert und tue es kritisch. Gründe für meine Enttäuschung gibt es viele. Es sind die Eindrücke meines Besuches in der Anlage, die geprägt sind von dem Beitrag „Gehirn in der
Heide“, es ist die Wider-sprüchlichkeit in der gemeinsamen Verantwortung von Zeitzeugen, Historikern, Betreibern der Anlage u.a. gegenüber Besuchern, Interessierten, Lesern,
der Nachwelt in seiner Gesamtheit.
Es wäre wünschenswert, verantwortungsvoll zu vermitteln und zu hinterlassen, was sich tatsächlich in der Geschichte vollzogen hat. Aber mit dieser Verantwortung steht es nicht
immer zum Besten. Auch hier in Kossa nicht. Geheimnisse um die Anlage Kossa gibt es heute nicht mehr, sie alle sind gelüftet, auch die des „geheimen” Schatzes“, den es weder
gab, noch der Anlage unterstellt werden kann.
Abschlussepisode (gehört/ unbestätigt): Irgendwann zu Zeiten der DDR haben zwei sowjetische Generale die Anlage be-sichtigt. Der Bericht eines Zeitzeugen darüber nach
der politischen Wende ist die Geburtsstunde für den “geheimen Schatz”.
mehr >>>
Nur wenige Monate später, am 10.05.2011 strahlt “PHÖNIX” die Dokumentation “Der Fall X”, aus. Der Kommentar zu Kossa wörtlich:
Führungsbunker Kossa in der Dübener Heide, von hier aus gehen abgeschirrnte Nachrichtenverbindungen direkt zu den Stä-ben nach Moskau, Warschau und Ostberlin. Zitat
Ende. Und ein Leutnant der NVA setzt fort, wörtlich: Diese Anlage wurde erbaut in den Jahren 1976-1979. Damals mit der Zielsetzung, sie alsFührungsstelle auszubauen für
höhere Stäbe der damaligen Warschauer Vertragsstaaten, für den Fall, um die Führung des 3.Weltkrieges. D.h. bei Erkennen einer brisanten militärischen Lage, bei Erkennen
akuter Kriegsgefahr hätten die Sowjets hier als Oberbefehlshaber einen Stab herdelegiert, der dann von hier aus Truppen Richtung Westeuropa führen sollte. Zitat Ende.
Ein Kommentar für die Geschichtsbücher, wie er gewollt ist. Geschichtsfälschung pur. Sie wird am Kommentar des Leutnants sichtbar. Ende der 80er Jahre hat er die Offi-
ziersschule beendet, von strategischen Ausrichtungen wusste er nichts.
Heute ist er Mittler von nichtzutreffenden Aussagen. Möglicherweise begegnen Sie ihm bei Ihrem nächsten Besuch in Kossa und hören noch mehr solche Kommentare. Aber
auch die Presse, z.B. der “Berliner Kurier” titelt im April 2010 unter der Schlagzeile, “NVA- Bunker Kossa, wurde hier der 3. Weltkrieg vorbereitet” ?.
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